Katharina in Sri Lanka

Ich bin Katharina, Maturandin und Jubla-Leiterin aus Hitzkirch. Nachdem ich im Juni 2024 die Matura abgeschlossen hatte, bin ich im darauffolgenden Oktober nach Sri Lanka verreist. Sechs Monate habe ich im Holy Cross Convent in Welimada verbracht und im Projekt für die Rechte und das Wohlergehen von Teepflückerinnen und deren Kinder mitgeholfen. Ich lebte mit drei Schwestern (Nonnen), zwei Angestellten und zwölf jungen Frauen, zwischen 11 und 21 Jahren. Zwei Schwestern arbeiten als Lehrerinnen an der örtlichen Schule, eine leitet das Kloster. Daneben sind sie in der Sozialarbeit und der Seelsorge tätig. Mein Volontariat war abwechslungsreich und ich durfte überall mithelfen und mitgestalten. Ich habe den jungen Frauen, die im Kloster wie in einem Hostel wohnten, nach der Schule Zusatzunterricht in Englisch und Musik gegeben. Die Nachbarschaftskinder konnte ich mit Nachhilfeunterricht unterstützen. Weiter half ich im Haushalt, im Garten und bei Vorbereitungen auf die vielen Feste, die gefeiert wurden.

Die tamilischen Sitten, die Sprache und die Umgangsformen habe ich sehr schnell übernommen. Mit der Zeit wurde ich wie eine Nonne behandelt und auch so angesprochen. Wenn die Schwestern keine Zeit hatten, in die Estates (Weiler in den Teeplantagen, in denen Welimada liegt) zu gehen, bin ich mit unserem örtlichen Priester gegangen. Mir wurde sehr schnell sehr viel Verantwortung übertragen. Mitte November beispielsweise mussten die Schwestern für fünf Tage weg und mir wurde die Aufsicht erteilt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich weder die tamilische Sprache sprechen, noch hatte ich einen genug tiefen Einblick in die alltäglichen Abläufe. In den ersten Tagen war ich unglaublich überfordert. Durch diesen Sprung ins kalte Wasser habe ich aber viele Dinge schnell gelernt. Die jungen Frauen unterstützen mich und wir wuchsen zusammen. Ich konnte mich und meine Talente in dieser Zeit beweisen und fühlte mich danach mehr eingebunden in die Gemeinschaft. Auch wenn mein Leben in Sri Lanka schon ganz anders als ein Sommerlager war, wurde ich durch meine zwölf Jahre Jubla-Erfahrung von gewissen Dingen weniger abgeschreckt.

Ich durfte in diesen sechs Monaten so viele neue Menschen und deren Lebensgeschichten kennenlernen. Die Schwestern, jungen Frauen und Angestellten im Convent wurden wie Familie für mich. Sie hörten mir zu, halfen mir und wertschätzten mich. Obwohl die Schwestern alle unterschiedlichen Alters waren, begegneten wir uns alle auf Augenhöhe. Die jungen Frauen wurden zu meinen Schwestern. Wir erzählten uns gegenseitig viel, lachten, weinten, spielten und lernten viel voneinander.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass das Wort ‘Danke’ zu wenig ist, um meine ganze Dankbarkeit auszudrücken für diese Erfahrung. Es gab schwierige und einfache Momente. Momente, in denen ich traurig war und andere in denen ich Tränen lachte. Jeder einzelne hat mich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der ich bin. «Danke» heisst in «Tamilisch நன்ரி (Nanri)». Ich bin als Schweizerin gegangen und als Tamilin wiedergekommen. Diese sechs Monaten haben Sri Lanka und die Menschen dort tief in meinem Herz verankert.