Mirjam in Uganda

„All die Erfahrungen, die ich in Uganda machen durfte, sind nun ein Teil von mir. In vielen Bereichen konnte ich wachsen. Ich wurde bereichert und kann mit einem dankbaren Lächeln auf diese Zeit zurückschauen.“

Die Schwestern vom Hl. Kreuz gründeten 2008 die Holy Cross Junior School Osia. Ihr Ziel ist es der Landbevölkerung Zugang zu guter Schulbildung zu bieten. Heute zählt die Schule 155 Kinder im Kindergarten und 224 in der Primarschule. Daneben betreiben sie das Holy Cross Social Service Center. Ziel des Centers ist die Bildung, Leitung und Koordination der Women Self Help Groups. Mittlerweile sind es 22 Gruppen. Dabei wird versucht den Frauen die Wichtigkeit des Sparens beizubringen und es gibt Kurse in verschiedenen Bereichen wie z. B. das richtige Pflanzen. Zudem ist das Center eine Anlaufstelle für Frauen, aber auch Männer, die in Not sind. Die Women Self Help Gruppen treffen sich einmal in der Woche und bringen einen Betrag, ca. 20 Rappen, mit, welchen sie sparen möchten. Nach einem Jahr wird das ersparte Geld wieder zurückgegeben. Die Frauen haben auch die Möglichkeit Kleinkredite aufzunehmen, um kleine Unternehmen zu gründen, das Schulgeld zu bezahlen, für medizinische Versorgung usw.

Wenn andere auf dem Boden sassen, wurde mir immer ein Stuhl gebracht

Als ich mein Volontariat startete, hiess es immer, ich sollte mich nicht überarbeiten, diese Arbeiten müsse doch kein Musungo (Weisse) machen, ich solle Pause machen. Beim Essen bekam ich als Einzige einen Teller aus Porzellan. Beim Spazieren kam jemand mit einem Sonnenschirm mit. Wenn andere auf dem Boden sassen, wurde mir immer ein Stuhl gebracht. Ich wurde wie eine kleine Prinzessin behandelt. Es dauerte einige Zeit bis die Menschen akzeptierten, dass ich nicht so behandelt werden möchte, dass ich gerne im Haus, in der Küche und im Garten mitarbeite und es liebe auf dem Boden zu sitzen. Nach und nach haben die Schwestern mich mitarbeiten lassen. Neben meiner Schul- und Sozialarbeit ging ich mit den Schwestern in den Garten, kochte mit ihnen, machte den Abwasch und übernahm Ämtchen, wie Tisch decken, Wasser filtern, die Milch abkochen usw. Eine Schwester sagte einmal zu mir: „Mirjam is always fully here, what ever we do and where ever we go!“.

Im Folgenden steht ein Beispiel für einen Tagesablauf. Jeder Tag hatte jedoch seine Überraschungen und sah nie gleich aus.

6h00: Meditation (freiwillig)
7h00: Messe (freiwillig)
7h30: Frühstück
8h00 -12h00: Schulunterricht
12h00: Mittagessen
13h00 -16h00:  Sozialarbeit16h00: Tea Time
16h15: Gartenarbeit
17h00-18h00: Nachhilfeunterricht
18h30: Abendgebet (freiwillig)
19h00: Nachtessen
20h00: Anfällige Arbeiten:
Sozialarbeit- & Schulvorbereitung, Küchenaufträge usw.

Mein spezielles Erlebnis mit Alan

Alan ist ein 14jähriger Junge, der vor zwei Jahren wegen einem Unfall gelähmt wurde. Nun liegt er Tag ein, Tag aus in seinem Haus im Bett. Er hatte starke Kontrakturen und ist wundgelegen. Mit Sr. Rose ging ich ihn oft besuchen. Eines Nachmittags machten wir uns wieder auf den Weg zu Brain. Ich nahm meine Ukulele mit. Der junge war alleine zu Hause. Sr. Rose hat mit ihm gebetet und ich habe mit ihm zusammen Lieder gesungen und liess ihn auch auf der Ukulele spielen. Er erstrahlte vor Freude. An diesem Abend kam sein Vater bei uns vorbei und bedankte sich. Alan habe ihm heute gesagt, er ist so glücklich, dass wir vorbeikamen, er müsse nicht mal gesund werden. Das hat mich zu tiefst berührt.

Die Situation annehmen und sich darauf einlassen

Während meines Volontariats wurde ich oft mit Schwierigkeiten konfrontiert. Oft fand ich mich in Situationen wieder, in denen ich nicht wusste, was ich hier eigentlich mache. Und wiederum gab es Momente, in denen ich mich wie zu Hause fühlte. Die Unterrichtstunden waren eine grosse Herausforderung, in der ich viel gelernt habe. Ich konnte mein „Alles-muss-perfekt-sein“ in ein „So-gut-wie-es-geht“ umwandeln. Ich musste erfinderisch und spontan sein. Ich habe gelernt, die Situation anzunehmen und mich darauf einzulassen.

Die Schwestern waren wie eine Familie für mich

Das Leben im Kloster war ein spannendes Erlebnis. Auch wenn ich Mühe hatte mit einigen Umgangsformen, wurden die Schwestern eine Familie für mich. Ich bewundre die Schwestern. Sie waren von morgen früh bis abends spät auf den Beinen und waren voller Energie. Die Leute im Dorf vertrauten den Schwestern. Täglich waren Dorfleute da, weil sie die Sisters brauchten. Egal welche Zeit, immer setzten sich die Schwestern für die Menschen ein. Sie sind Powerfrauen.

Ein unvergessliches Erlebnis

Mein Volontariat war ein unvergessliches Erlebnis. Ich habe neue Menschen kennenlernen dürfen. Ich erfuhr mehr über mich selber, meine Stärken und Grenzen und konnte mich weiterentwickeln. Ich bekam einen Einblick in die afrikanische Kultur und konnte somit meine eigene Kultur neu entdecken und schätzen lernen.